Ein tolles Musikprogramm, Essens- & Trinkensstände, verschiedene Workshops und Infostände erwarten Euch, damit ihr das PLATZprojekt noch näher kennenlernen könnt.
Im Rahmenprogramm des PLATZprojekt Sommerfest fanden zwei vom PLATZprojekt e.V. und Edelstall Futur organisierte Dialogrunden statt, welche sich mit dem Thema Stadtentwicklung beschäftigten. Diese jeweils einstündigen moderierten Teilnehmerdialoge vertieften zwei unterschiedliche Schwerpunkte.
Kernaussagen und -ergebnisse der Runde 1 „Stadtentwicklung im Wandel“
Teilnehmer: Klaus Habermann-Nie.e (plan zwei), Philipp Liekefett (Kreativ-Bund), Oliver Kuklinski (PlanKom), Constantin Alexander (Nachhaltigkeitsberater) und RobinHöning (PLATZprojekt)
• Junge Leute gestalten zunehmend in ihrem Sinne die Stadt in ihrer Struktur selber, da das, was durch Stadt(-verwaltung), Kultur und öffentlichem Raum angeboten wird, ihnen nicht ausreicht.
• Junge Menschen brauchen selbstgestaltbare Räume, um eine Chance zu haben sich entfalten zu können, allerdings nicht in den klassischen Elementen von Bildung, Lebensstil und Lebenswegdefinition. Junge Menschen brauchen eine Chance sich selbst definieren zu können ohne Bevormundung, dafür muss Stadt Räume bieten.
• In wachsenden Städten wie Hannover ist es zunehmend schwer, solche Räume zu finden. Hannover ist relativ mangelnd an Räumen, die angeeignet und neu definiert werden können. Der Unterschied zu der Entstehung des Sprengel Geländes ist zum Beispiel, dass es in früheren Zeiten eher um Leben und Wohnen, weniger um Kreativität und Arbeiten wie beim PLATZprojekt ging.
• Projekte, die heutzutage ihren Raum finden, professionalisieren sich entsprechend. Dies geht einher mit der Verbindung zum Berufsleben.
• Im Vergleich zu früheren Zeiten sind Gewalt und Gesetzeskonflikte im Kontext von Aneignungen durch das Verständnis und die Öffnung der Stadtgesellschaft und -verwaltung kein vorrangiges Thema mehr bzw. spielen in diesem Kontext eine untergeordnete Rolle.
• Ein Projekt wie das PLATZprojekt pflegt eine Kultur von Partizipation und Kooperation in Bezug auf die Entwicklung des Projekts in der Stadt.
• Stadt bleibt weiterhin schwierig für ungewöhnliche Aneignung von Raum und ungewöhnlichen Aktivitäten, sobald sie in einem innenstadtnahen Fokus stehen.
• Eine Stadtverwaltung muss sektoral agieren, aufgeteilt in Dezernate und Zuständigkeiten, um Sicherheit im Sinne einer Daseinsvorsorge zu gewährleisten. Die Stadt kann durch ein Projekt wie das PLATZprojekt und seinen Strukturen entsprechend lernen, wie im Sinne einer dezernatsübergreifenden und flach hierarchischen Verwaltungsarbeit solchen Projekten gegenüber zu verfahren ist.
• Ein Ansprechpartner innerhalb der Verwaltung, der querschnittsorientiert arbeitet, könnte Projekten strukturell helfen. Fragestellungen wie „Wo sind Nutzungsbrachen, wo können Akteure hingehen?!“ könnten bearbeitet werden. Projekte wie zum Beispiel Transition Town als Urban Gardening Projekt verschwinden leider eher in Schrebergärten, wenn sie keine Räume haben, als das sie an für sie richtige Räume gelangen, nämlich da, wo sie Öffentlichkeit darstellen.
• Eine Stadtverwaltung sollte eine Zwischennutzungsagentur etablieren und die Präsentation von Räumen für Aneignung offensiv betreiben. Entsprechend sollte als Verwaltung nicht passiv gewartet werden, bis jemand kommt, dem eine gute Idee einfällt oder bis der aus ihrer Perspektive optimale Investor auftaucht. Beispiele dafür wie die Zwischenzeitzentrale in Bremen sind vorhanden. Es gibt auch in Hannover Flächen, welche für einige Zeit als Experimentierlabor genutzt werden könnten.
• Urbane Leerstandsräume wie das Ihmezentrum bieten umfangreich Platz für experimentelle Ideen und Konzepte (Räume für Extremsportarten, Mehrgenerationencafés, urban Farming-Systeme als Indoor-Landwirtschaftssystem, energetische Vollsanierungen im Sinne einer Energiestadt). Besonders junge Kreative stellen andere Ansprüche an die neue Nutzung von Räumen.
• Ein Wandel in der Stadtentwicklung drückt sich auch darin aus, dass junge Menschen heutzutage mehr sein wollen, als nur Unternehmer. Kreative sehen in offenen und leeren Räumen mehr und erkennen Möglichkeiten. Wo andere ein Büro sehen, sehen Kreative Möglichkeiten für einen Pop-Up-Store oder einen Ort wie das PLATZprojekt. Entsprechend sollte dahingehend durch Verwaltung und Wirtschaftsförderung gefördert werden, auch, um herauszufinden, was gebraucht wird. Damit einhergehend muss öffentliche Akzeptanz für solche Formate geschaffen werden.
• Die nachhaltige Gestaltung von Stadt, aber auch neue Unternehmensformen wie Social Entrepreneurship, sind ein sinnhafter Wirtschaftsansatz einer neuen Generation an jungen Menschen. Die Frage besteht, wie diese Generation in eine städtische Stadtplanung einzubeziehen ist. Entsprechend sind Schnittstellen zu definieren zwischen staatlichen Institutionen, die in erster Linie Daseinsvorsorge leisten und kreativen jungen Menschen, die Ideen und Konzepte haben und diese realisieren wollen.
• Durch Verwaltungsmitarbeiter, die Projekte wie das PLATZprojekt kommunikativ und organisatorisch betreuen und so Erfahrungen im Umgang sammeln, lassen sich Routinen in der Verwaltung abbilden, die für ein Verwaltungslernen wertvoll sind.
• In Großstädten existieren Transformationsflächen, also Brachflächen, Industriebereich, Häfen, Kasernen, die leer stehen und ungenutzt sind. In vielen Städten werden diese zu Luxuswohnungen umgebaut, um einen entsprechenden Return of Investment zu erhalten. Hamburg HafenCity steht dadurch für ein abgeschottetes Luxusareal. Andere Städte wie zum Beispiel Detroit, USA gehen einen anderen Weg aufgrund ihrer speziellen Situation und versuchen nachhaltigere und experimentellere Wege der Nutzung zu ermöglichen, mit zunehmendem Erfolg.
• Im Stadtmarketing steht der Bilbao-Effekt für eine Kultur- und Tourismusentwicklung, die mit Leuchtturmprojekten (z.B. Elbphilharmonie in Hamburg) arbeitet, die allerdings häufig falsche Anreize schafft.
• Ein Projekt wie das PLATZprojekt steht exemplarisch für Projekte, die dadurch Anreize schaffen, dass Menschen sich beteiligen und mitentwickeln können. Das erreicht andere Menschen und besonders Menschen, die so vielleicht Sinn darin sehen zum Beispiel nach der Ausbildung oder Studium in einer Stadt wie Hannover wohnhaft zu bleiben und nicht nach Leibzig oder Berlin abzuwandern. Besonders, da sie so die Zukunft der Stadt mitgestalten können und sich ihren eigenen Arbeits- einhergehend mit Lebensraum gestalten können.
• In der Schweiz und den Niederlanden gibt es eine andere Kultur der Zwischennutzung. Dort engagieren sich viele Projekte in der Zwischennutzung. Sollte ein genutztes Gelände verkauft werden, ziehen diese Projekte widerstandslos weiter. Entsprechend gibt es umfangreiche Agreements. Es gibt aber auch genausoviele Beispiele, wo durch Zwischennutzung Projekte so groß wurden, so dass sie Gelände selber kaufen konnten. Auch das kann Teil des Selbstverständnisses sein. Vor Ort in Hannover sei hier exemplarisch das Kulturzentrum Faust genannt.
Kernaussagen und -ergebnisse der Dialogrunde 2 „PLATZprojekt als Wandel“
Teilnehmer: Harald H.rke (Personaldezernent der Landeshauptstadt Hannover), Kai Schirmeyer (KreHtiv / Hannoverimpuls), Yannick Sowa & Robin H.ning (PLATZprojekt):
• Das PLATZprojekt ist 2013 geplant worden und 2014 gestartet. Kulturelle, soziale und Startup-Projekte befinden sich örtlich in Containern auf dem Platz an der Fössestraße verteilt.
• Die Fläche gehört der Metro Gruppe. Es besteht ein positives kooperatives Verhältnis, der Pachtvertrag ist auf jeweilig 6 Monate ausgelegt entsprechend eines beiderseitigen Kündigungsrechts.
• Im Rahmen des Forschungsfeldes “Jugend.Stadt.Labor” vom Bundesministerium für Experimentellen Wohnungs- und Städtebau werden 120.000 € Förderung, ausgelegt auf 3 Jahre, bereit gestellt. Das PLATZprojekt ist offiziell somit ein Forschungsvorhaben im Bereich “Experimentelle Stadtentwicklung”, die Fördergelder müssen in Infrastruktur investiert werden.
• Ziel ist es nach Ablauf der Förderung finanziell autark zu sein. Die Infrastruktur muss ausgebaut sein, es wird geplant über eine Umlage der Einzelprojekte auf dem PLATZprojekt die Instandhaltungskosten folgend zu decken.
• Die Arbeit der Organisationsgruppe des PLATZprojektes ist ehrenamtlich.
• Das PLATZprojekt versteht sich als geschützter Raum, in dem Menschen Ideen ausprobieren können. Ein offener und flexibler Ort zum laborieren von gemeinnützigen, wirtschaftlichen oder kulturellen Ideen und Konzepten, welche an anderen Orten in der Stadt nicht möglich sind.
• Alle Projekte auf dem PLATZ probieren Geschäftsmodelle aus, die sich in einer geschützten Umgebung niedrigschwellig entwickeln können. Sollten sie entsprechend wachsen, können sie den Schritt in eine Selbstständigkeit unabhängig des Platzes gehen. Unterstützungsangebote durch die Wirtschaftsförderung sind vielfältig vorhanden und können genutzt werden.
• Auf dem Platz stehen die einzelnen Projekte im Vordergrund. Festivitäten sind Teil dessen, aber nicht als Schwerpunkt zu sehen. Ein Open Space-Container entsteht, der kulturelle Experimente ermöglicht.
• Das PLATZprojekt hat sich gut in der Stadt verankert und erlebt einen Zustrom an unterschiedlichen Akteuren aus der Stadtgesellschaft, die in einen regen Austausch mit dem PLATZprojekt treten. Das Projekt hat eine Strahlkraft in die Stadt, die bundesweit einzigartig ist.
• Der weiterhin bestehende Bedarf an offenen Räumen für junge Menschen in der Stadt Hannover ist durch den Erfolg des PLATZprojekt deutlich erkennbar.
• Der Vertreter der Stadtverwaltung empfindet das PLATZprojekt als Bereicherung. Besonders im Hinblick auf Hannover 2030 geht es darum, wie Hannover aussehen soll, also strahlt das PLATZprojekt auch auf den (internen) Verwaltungsdialog ab.
• Die Stadtverwaltung kann aus dem PLATZprojekt lernen, wie man kreatives Potentialerfahrbar machen kann. Besonders im Hinblick auf Mein Hannover 2030 können hier Akteure durch das Kennenlernen des Projektes eine Bereicherung erfahren.
• Mittlerweile besteht großes Interesse auf Seiten der Stadtverwaltung an dem Projekt. Weil das Projekt so positiv wahrgenommen wird, muss ermöglicht werden, dass es sich verstetigt. Besonders im Hinblick auf den Pachtvertrag sollte aus Sicht der Verwaltung überlegt werden, wie Kontinuität unterstützend auch durch die Verwaltung erzeugt werden kann, abseits einer halbjährigen Kündigungsfrist.
• Der Vertreter der Stadtverwaltung, besonders da auch die zuständige Wirtschaftsdezernentin bereits den Platz besucht hat, sieht es als möglich dem PLATZprojekt positive Unterstützung im Hinblick auf Kontinuität für das Gelände zukommen zu lassen.
• Projekte wie das PLATZprojekt sollte ein städtisches Marketing ähnlich nach aussen kommunizieren wie andere Leuchtturmprojekte und -veranstaltungen der Stadt, da sie bundesweit einzigartig sind. Solche Vorzeigeprojekte stellen dar, was in einem Kreativstandort Hannover möglich sein kann.
• Der Vertreter der Stadtverwaltung empfiehlt ein sensibles Vorgehen durch die Stadtverwaltung bei solchen Vermarktungsthemen und kein Verhalten im Sinne einer aufsuchenden Hilfe, einer vermarktenden Übernahme des PLATZprojektes. Vielmehr soll dies im Dialog und Austausch miteinander passieren, um den natürlichen Charakter der Entstehung beizubehalten und heraus zu finden, was gewollt ist. Viel wichtiger ist zudem auch, dass generell und primär da Hilfe unmittelbar angeboten wird, wo sie durch das PLATZprojekt benötigt und angefragt wird.
• Die Stadtverwaltung bearbeitet Themen wie das PLATZprojekt zunehmend interdisziplinär und fachbereichsübergreifend, Themen wie Wirtschaft, Jugend, Soziales, Kultur etc. spielen eine Rolle.
• Der Vertreter der Stadtverwaltung weisst darauf hin, dass er sich auf seine neue Aufgabe ab 01. November als Kulturdezernent der Stadt Hannover bereits vorbereitet und das PLATZprojekt als einen ganz aktiven Teil von Stadtkultur betrachtet, die vor Ort stattfindet. Das PLATZprojekt ist gelebte Kultur und eine faszinierende Kraft, ein kultureller Impuls, der von den Menschen selber kommt und nicht aufoktroyiert wurde.
• Der Vertreter der Stadtverwaltung wünscht sich, dass es in 5 Jahren den Platz immer noch gibt. Nicht im Sinne einer durchkommerzialisierten Kulturfabrik, sondern weiterhin mit dem jetzigen vorhandenen Eigenleben und der Unabhängigkeit, nur muss entsprechend als Rahmenbedingung eine halbjährige Kündigungsfrist anders organisiert werden. Auch Abstimmung mit den Verantwortlichen für Wirtschaft in der Stadt über Logistik und Rahmenbedingungen sind dahingehend wichtig.